Haus

Mercuria baut ein Haus ….

Nach fast elf Stunden Autofahrt war es soweit, die Mercuria ist in Srebrenica angekommen. Empfangen wurden wir von Namir, dem zuständigen Leiter von BhB in der Region, der uns zum Hotel „Misirlije“ brachte. Begeistert von der lokalen Küche und gespannt auf die Aufgaben der nächsten Tage fielen wir früh in einen tiefen Schlaf. Am nächsten Morgen begleitete uns Namir zur Baustelle, wo in den kommenden Tagen das Haus entstehen sollte. Die Siedlung liegt etwas außerhalb der Stadt Srebrenica und ist nur durch einen sehr schmalen unbefestigten Weg erreichbar. Für Namirs Landrover war die Strecke kein Problem, unser Mercedes-Bus aber hatte mit den steilen Schotterstraßen sehr zu kämpfen. Zwei Mitarbeiter von Namir, Almir und Alem, die bereits rund einhundert derartige Häuser in der Region gebaut haben und Samir, der zukünftige Hausherr, begrüßten uns an der Baustelle. Das Fundament des Hauses war bereits vorbereitet und so gingen wir gleich ans Werk. Unterstützung von Almir und Alem beim Zusammenbauen und Aufstellen der Außenwände war dabei ebenso wichtig, wie die Vergrößerung des Platzes vor dem Haus, wo in der Zukunft eine Veranda entstehen sollte. Vor allem letzteres war eine physische Herausforderung, mussten doch mehrere Kubikmeter feuchte Erde abgegraben und wegtransportiert werden. Glücklicherweise war das Wetter trocken und angenehm kühl! Bis zum Abend waren bereits alle vier Wände des Hauses aufgestellt und der Dachstuhl war ebenfalls fast fertig. Angenehmerweise waren die nächsten beiden folgenden Tage etwas weniger anstrengend.

Das Decken des Daches und der Innenausbau ließen die Zeit wie im Flug vergehen. Nachdem der Boden und die Wände mit Holz verkleidet waren, wurde unter dem Dachstuhl noch eine Decke eingezogen um die nutzbare Fläche des Hauses entsprechend zu vergrößern.

Drei Fenster und ein Holzofen mit Kochmöglichkeit vervollständigen das neue Heim. Vor allem beim Einbau der Fenster machte sich die Erfahrung von Almir mit der Kettensäge sehr bezahlt. Fast millimetergenau schnitt er unter unseren staunenden Blicken die entsprechenden Öffnungen in die Wände. In den sehr willkommenen Pausen versorgte uns die zukünftige Hausherrin mit Kaffee und Kuchen. Und wie bereits im Hotel, wurden wir auch auf der Baustelle kulinarisch verwöhnt – unglaublich wohlschmeckende Suppen und deftige Speisen mit Hühnchen oder Faschiertem gaben Kraft für die Nachmittage! Letztendlich waren alle Anstrengungen der vergangenen Tage vergessen als wir das fertige Hause betrachteten und die Freude im Gesicht von Samir und seiner Frau über ihr neues Heim sahen!

1995 in Srebrenica

Um auch etwas über die Geschichte der Stadt und des mit ihrem Namen untrennbar verbundenen Genozids im Juli 1995 zu erfahren, besuchten wir mit Namir den „Srebrenica Memorial Room“. Diese Einrichtung ist in einer ehemaligen Batteriefabrik untergebracht, die während des Krieges als Hauptquartier für niederländische UN-Soldaten diente. Fotos mit Augenzeugenberichten und Biografien von getöteten Zivilisten sowie ein ergreifender Kurzfilm über das Massaker und die Tage davor, geben einen kleinen Einblick in das unbeschreibliche Grauen das diese Stadt erlebt hat. Gegenüber dieser Einrichtung liegt der Gedenkfriedhof von Srebrenica.

Noch immer werden Massengräber geöffnet, Tote identifiziert und im Rahmen der jährlichen Gedenkzeremonie auf diesem Friedhof zur letzten Ruhe gebettet. Steintafeln mit tausenden Namen der vermissten Personen zeugen von der traurigen Geschichte dieser Stadt.

Abschließend lässt sich sagen, dass es ein wirklich beeindruckendes Erlebnis war Teil einer solch außergewöhnlichen Initiative zu sein. Die Gewissheit, gemeinsam mit Bundesbrüdern Menschen in großer Not effektiv geholfen zu haben und deren strahlende Gesichter beim Anblick des Hauses zu sehen, ist tatsächlich unbezahlbar!