Das Hilti-Team baut 2 Häuser
Nach einer langen und regenreichen Anreise trafen wir gegen 19:30 Uhr in der Pension „Misirlije“ in Srebrenica ein, wo wir gegen 20:00 Uhr Namir – die gute Seele von BhB in Bosnien – kennenlernten und gemeinsam ein sehr gutes Abendessen einnahmen.
Berührung mit der Geschichte
Sonntag, 4. Mai 2014 – Nach dem Frühstück fuhren wir zur Gedenkstätte in Potočari. Nur wenige Minuten vom Srebrenica entfernt erinnern der ruhige Friedhof und die Gedenkstätte an das Grauen von 1995. „Ob das wohl gut geht? Was erwartet uns dort? Wie werden wir die Eindrücke verkraften?“ Zum Glück haben uns Edith, Landolf, Heinz und Namir begleitet.
Die Halle, wo so viele Menschen vergebens Zuflucht suchten, Frauen ihre Kinder zur Welt brachten, Alte und Kranke verhungerten, Verzweifelte sich umbrachten und alle um Hilfe baten. Hier wurden uns die Ereignisse von Srebrenica im Jahre 1995 erst wirklich bewusst und haben uns tief berührt und erschüttert. Die letzte Ruhestätte der Opfer gibt den Hinterbliebenen Gewissheit über den Verbleib ihrer Männer, Söhne oder Väter.
Nach dem Besuch der Gedenkstätte in Potočari machten wir uns ruhig und leise auf den Weg zu den beiden Baustellen. Die Besichtigung des Geländes sollte uns den Einstieg in die Arbeitswoche erleichtern.
Genossenschaft „Potocnica“ – Solidarität und Frauenpower
„Vergissmeinnicht“ ist das Emblem der Genossenschaft und wer weiß, vielleicht weist es auch auf die Schicksale der Frauen von Srebrenica hin. Frauen verschiedener Ethnien haben sich zusammengefunden und arbeiten an einer gemeinsamen Zukunft. Sie wollen Reisenden, Besuchern, aber auch Arbeitenden Essen anbieten und somit Einkommen für die Genossenschaftsmitglieder generieren. Bereits sind sie in Verhandlung mit einer nahe gelegenen Fabrik, die ihre Mitarbeitenden mit Mittagessen versorgen möchte. Wir drücken die Daumen und hoffen, dass es klappt.
Wir freuen uns, dass wir mit der Kücheneinrichtung unseren Beitrag an der Genossenschaft leisten durften und danken herzlich für das feine Mittagessen und die hausgemachte Traubenmarmelade (Pek-Mez), die alle von uns erhalten haben.
Abstecher zu den Pferden
Völlig durchnässt und durchfroren kamen wir in der Pension an. Die Meisten wollten sich aufwärmen, so dass sich lediglich die Begleitpersonen der Srebrenica-Crew zusammen mit den BhB-lern auf den Weg zum Pferdemann machten.
In wunderbarer Natur auf etwa 850m Höhe wohnt der Pferdeliebhaber Emin mit seiner Frau Sabrina und ihren vier Kindern. Die Institution „Pferdemann“ bedeutet für die Kinder von Srebrenica eine willkommene Abwechslung in freier Natur, überlässt er doch seine robusten Tiere wenn immer möglich den Kindern zum Reiten. Der von Edith mitgebrachte Sattel wird künftig wohl zum Einsatz kommen. Nach Besichtigung der Tiere, völlig durchnässt und vom Schneetreiben überrascht, genossen wir die wohlige Wärme des Holzofens im Heim der
Familie. Wir alle freuen uns auf ein Wiedersehen!
Arbeitstage und Rückreise
Montagmorgen – es regnete nicht mehr, wir konnten es kaum glauben und los ging es auf unsere Baustellen. Die Tagesabläufe gestalteten sich eigentlich immer gleich: Frühstück in der Pension, gegen 07:45 h bis 18:00 h Arbeit auf der Baustelle, Abendessen in der Pension oder bei „Biba“, einem wunderschönen, kleinen Restaurant direkt an der Drina. Köstlich wurden wir von Hajira und Hasiba während der Kaffeepausen und zum Mittagessen bei den jeweiligen Baustellen verpflegt.
Ein Bautrupp lag so nahe an der Drina, dass dieser sich in einem wunderschönenen Pavillon direkt an der Drina verköstigen konnte. Damit die Drina auch gut zu Fuss erreichbar war und das Mittagsmahl nicht im Stehen eingenommen werden musste, haben Daniel und Martin kurzerhand die „Graf-Landolf-Stiege“ und einen Tisch und Bänke gebaut.
Unser Ziel war es, am Donnerstagabend die Schlüssel den neuen Hauseigentümern übergeben zu können und uns bereits am Freitagmorgen auf den eher langen Heimweg zu machen. Pläne wurden studiert, Holz musste sortiert und Gerüste gebaut werden, die Zimmermänner mussten von den Hilti-Geräten überzeugt werden. Es gab viel zu tun. „polako“, „hvala“, „molin“, „pivo“, “ ivjeli“, „voda“ waren Worte, die uns schnell geläufig waren, aber nicht alle waren für die Baustelle geeignet und für anderweitige Verständigung mussten wir uns mit Mimik und Gestik behelfen oder bei ganz kniffligen Fragen auf Namir warten. Susi und David waren eindeutig die sprachgewandtesten unter uns – ich weiss nicht, ob ohne Susis „hejde, hejde“, was soviel bedeutet wie „lauf, lauf“ (also: schneller, schneller) nicht doch Baustelle 2 schneller fertig geworden wäre!
Die Zimmermänner, Meister in ihrem Fach und eindeutige Künstler im Umgang mit der Kettensäge, leiteten uns an oder liessen uns Freiraum, um selber Lösungen zu finden – ganz „Hilti like“ eben. Nebst Kettensäge verfügten sie lediglich über einen Meterstab, Hammer und Nägel, Wasserwaage und Fuchsschwanz – auch mit wenigen Mitteln können Häuser gebaut werden – wir sind noch immer beeindruckt.
Wir haben es geschafft – am Donnerstagabend konnten die Schlüssel übergeben werden – ein sehr emotionaler Moment. Die Freude für jemanden ein Haus gebaut zu haben bleibt gross und erfüllt uns alle mit Stolz und Zufriedenheit. Die Arbeit war anstrengend, hat aber Spass gemacht. Niemand will die gemeinsame Zeit in Srebrenica missen und alle freuen sich, Menschen kennengelernt und neue Erfahrungen gesammelt zu haben, gemeinsam gelacht, geweint und gegessen und Feste gefeiert zu haben.
Die Rückreise am Freitag führte uns bis zum Wörthersee, wo einige/wenige im See noch ein kurzes Bad nahmen bevor wir zum Essen gingen. Selina, Rebecca und die Jungs haben den Abend noch in einer Cocktailbar ausklingen lassen, während die Begleit-Crew gemütlich Revue passieren liess. Nach einer langen und erfahrungsvollen Reise in eine unbekannte und spannende Region sind wir gegen 15:00 Uhr wieder zu Hause in Vorarlberg angekommen.
Unvergessen werden Erinnerungen, Begegnungen und Erfahrungen, die wir alle während dieser Arbeitswoche erleben durften, bleiben!
Bea Bättig Staud